Im Jahr 1900 wurde der Bahnhof Bruchhausen Ost für die schmalspurige Kleinbahn Hoya-Syke-Asendorf errichtet. Seitdem hat das Empfangsgebäude eine wechselvolle Geschichte erfahren. Am Ende des Jahres 2014 soll der Bahnhofschronik ein weiteres Kapitel hinzugefügt werden.
Das alte Gebäude befand sich zuletzt in einem äußerst desolaten Zustand, und so wurde der Abriss verfügt. Für Ratsfrau Meina Fuchs aus Bruchhausen-Vilsen war dies der zündende Funke, tätig zu werden. Mit mehreren Mitstreiterinnen und Mitstreitern pachtete sie Grundstück und Gebäude vom Flecken Bruchhausen-Vilsen und sicherte sich darüber hinaus eine Kaufoption. Das erklärte Ziel: Erhaltung und Restaurierung des alten Bahnhofes.
Am 12.12.2014 pfeift ein kräftiger Wind durch den Bahnhof, es regnet ausdauernd. In einem Nebengebäude versammeln sich etwa 30 Interessierte und Nachbarn, um an einer Informationsveranstaltung der Pächtergruppe teilzunehmen. Die Kacheln und Trennwände des kleinen Gebäudes weisen noch auf die vergangene Nutzung hin: man befindet sich in der ehemaligen Sauna und den Duschen des Bordells, welches sich in Bruchhausen Ost vor Jahren noch befand.
Da die mit etwa 400.000 Euro veranschlagte Restaurierung der Gebäude für eine Einzelperson kaum zu stemmen sei, soll im Januar eine Genossenschaft gegründet werden, die „Ostbahnhof Maidamm“, prägnant abgekürzt mit OBaMa e.G. Doch bereits jetzt sieht man, dass die künftigen Genossinnen und Genossen bis zur Gründung nicht die Hände in den Schoß legen. Das Gelände ist bereits weitgehend von dem vielen Müll bereinigt worden. Um weiteres Eindringen von Nässe durch das 2006 durch einen Brand zerstörte Dach zu verhindern, soll es noch im Winter geschlossen werden. Neue Deckenbalken wurden bereits eingefügt. Für Architekt Horst Burmester ist das Empfangsgebäude ein Neubau innerhalb der alten Fassaden. „Alle Holzelemente sind entfernt, die Mauerwerkssubstanz ist aber gut.“, erläutert Burmester.
Die Initiatorinnen und Initiatoren möchten den Bahnhof künftig als Gästehaus gestalten, welches auch für die Nutzung mit Rollstühlen ausgelegt sein wird. So soll es fünf Räume geben, der ehemalige Wartesaal als Frühstücksraum dienen. Meina Fuchs ist sich sicher, dass der Bedarf für weitere Gästezimmer in und um Bruchhausen-Vilsen da ist. Darüber hinaus sieht sie in dem alten Bahnhof einen Teil des Alleinstellungsmerkmals für die Gemeinde. „Wälder zum Spazierengehen finden Touristen überall, aber eine solche Kleinbahn-Atmosphäre, die haben nur wir!“, meint Fuchs und begründet damit gleichzeitig den Antrieb für sie und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter, den Bahnhof wiederzuerwecken. Dass das Konzept ganz auf Bahnhof ausgerichtet ist, verrät Fuchs auch mit einem Blick auf eine weitere, mögliche Komponente. So kann sich die Gruppe durchaus vorstellen, eine zusätzliche Übernachtungsmöglichkeit in einem alten Schlafwagen auf dem Nebengleis des Bahnhofs zu schaffen. „Das wäre aber erst der übernächste Schritt.“, so Meina Fuchs. Zunächst einmal wird das Hauptgebäude winterfest gemacht, und am 10. Januar steht die Gründung der Genossenschaft an.
Was aus dem Nebengebäude werden soll, in dem sich die interessierten Zuhörerinnen und Zuhörer vor dem Regen ducken, verrät Fuchs ebenfalls: „Irgendwo müssen die Besucher ja ihre Fahrräder abstellen.“
Bilder:
1.) Das 2006 bei einem Brand zerstörte Dach wird winterfest gemacht, Dachbalken sind bereits eingesetzt.
2.) Einige Mitglieder der künftigen Genossenschaft Ostbahnhof Maidamm (OBaMa e.G.) blicken zuversichtlich in die Zukunft ihres Bahnhofes.
3.) Erhaltenswert: das Empfangsgebäude des Bahnhofs besticht auch durch schöne Details.
4.) Vormieter: Noch lässt sich bei einem Blick ins Innere erahnen, dass das Gebäude einst auch als Bordell diente.