Verkehrsbetriebe Grafschaft Hoya

Seit Ende des 19. Jahrhunderts gibt es in Hoya zwei Kleinbahngesellschaften.
Die Hoyaer Eisenbahn-Gesellschaft (HEG) fährt auf ihrer Normalspurstrecke zwischen Hoya und Eystrup.
Die Kleinbahn Hoya-Syke-Asendorf (HSA) -später Hoya-Syke-Asendorfer Eisenbahn (HSAE)- betreibt eine Schmalspurstrecke von Hoya über Bruchhausen nach Syke.

Den beiden Bahnen machen die unterschiedlichen Spurweiten und hohe Kosten durch die getrennte Betriebsführung zu schaffen. Deshalb fusionieren die Unternehmen 1963 – die Verkehrsbetriebe Grafschaft Hoya (VGH) entstehen.

01.01.1963    Fusion von HEG und HSAE – die Verkehrsbetriebe Grafschaft Hoya (VGH) entstehen
Am 01.01.1963 fusionieren die Hoyaer Eisenbahn-Gesellschaft und die Hoya-Syke-Asendorfer Eisenbahn zu einer Gesellschaft, den “Verkehrsbetrieben Grafschaft Hoya” (VGH).

Bild: Archiv VGH

01.05.1963    Die Strecke Hoya-Bücken wird stillgelegt
Nachdem 1960 bereits der Personenverkehr auf dem Abschnitt Hoya-Bücken eingestellt wurde, ist auch der Güterverkehr längst unrentabel geworden. Am 01.05.1963 wird die 3km lange Strecke stillgelegt und das Gleis später abgebaut.

25.05.1963     Umspurung des Abschnitts Hoya-Bruchhausen
Um endlich die Probleme durch die beiden unterschiedlichen Spurweiten (Eystrup-Hoya: Normalspurgleis 1435mm, Hoya-Syke: Schmalspurgleis 1000mm) zu beseitigen, beginnen im Frühjahr 1963 die ersten Arbeiten zur Umspurung des Schmalspurabschnitts in Richtung Syke auf Normalspur .
Am 25.05.1963 wird zunächst der Abschnitt Hoya – Bruchhausen-Vilsen von der Bundeswehr als “Übung” auf Normalspur umgespurt.
Der Abschnitt Bruchhausen-Vilsen – Syke bleibt zunächst schmalspurig, so dass sich Normal- und Schmalspurzüge in Bruchhausen-Vilsen auf einem Dreischienengleis begegnen.

   

1. Die Bundeswehr spurt den ersten Abschnitt um – als Übung. (Bild: Archiv VGH)
2. Das Dreischienengleis in Bruchhausen: Vorne wartet am 05.03.1965 der T1, hinten steht der schmalspurige T63. (Bild: Harald O. Kindermann)

März 1965    Umspurung des Abschnitts Bruchhausen-Syke
1965 folgt die Umspurung des Abschnitt Bruchhausen-Vilsen – Syke. Am 23.03.1965 fährt der letzte Schmalspur-Personenzug zwischen Bruchhausen-Vilsen und Syke.

       

1. und 2. Umspurungsarbeiten zwischen Bruchhausen und Syke. (Bilder: Archiv VGH)
3. und 4. Am 23.03.1965 fährt der letzte Schmalspurzug der VGH auf der Strecke Hoya-Syke in Bruchhausen ab… (Bilder: Archiv VGH)
5. …und erreicht schließlich den Bahnhof Syke Ost. (Bild: H. Müller-Kuntzer)

17.01.1966    Abschluss der Umspurungsarbeiten – Eystrup-Syke fährt durchgehend auf Normalspur
Nach dem Abschluss der Umspurung zwischen Bruchhausen-Vilsen und Syke kann am 17.01.1966 der erste normalspurige Zug von Eystrup nach Syke fahren.

Lediglich die Abzweigstrecke von Bruchhausen-Vilsen nach Asendorf bleibt Schmalspurstrecke.

     

1. T4 unterwegs zwischen Bruchhausen und Syke. (Bild: Archiv VGH)
2. Eine V36 rangiert im Bahnhof Hoya. (Bild: Archiv VGH)
3. T2 in Hoya. (Bild: Archiv VGH)
4. T1 (rechts) wartet auf den in Hoya einfahrenden T4. (Bild: Archiv VGH)

23.08.1971    Einstellung des VGH-Schienenverkehrs zwischen Bruchhausen und Asendorf
Der Zustand der letzten schmalspurig verbliebenen Abzweigstrecke von Bruchhausen-Vilsen nach Asendorf hatte sich schon in der Vergangenheit zusehends verschlechtert. Am 23.08.1971 fährt schließlich der letzte Schmalspur-Güterzug der VGH.
Schon einige Jahre zuvor, 1966, hatte sich mit Standort Bruchhausen-Vilsen der „Deutsche Eisenbahn-Verein“ (DEV) gegründet mit dem Ziel, als erste Museumseisenbahn Deutschlands originalgetreu erhaltene Museumszüge auf der Schmalspurstrecke Bruchhausen-Asendorf zu fahren. Dies gelang noch im selben Jahr. 1971 wird, nach der Einstellung des Schienenverkehrs der VGH auf diesem Abschnitt, die Strecke an die Museumsbahn abgegeben.
Heute verkehren zwischen Bruchhausen und Asendorf regelmäßig Museumszüge mit Dampfloks, Dieselloks und Triebwagen. Sogar einige Fahrzeuge der ehemaligen Kleinbahn Hoya-Syke-Asendorf und der späteren VGH, sind hier noch betriebsbereit und fahren auf ihrer alten Strecke. (Link)

     

Die beiden Dieselloks V121 und V122, welche bis zuletzt den schmalspurigen Verkehr zwischen Bruchhausen und Asendorf abgewickelt hatten, werden nach der Einstellung des Verkehrs der VGH für diesen Dienst nicht mehr benötigt. Eine der beiden Loks, V121 wurde deshalb auf Normalspur umgespurt. V122 blieb schmalspurig und fährt heute als V3 beim Deutschen Eisenbahn-Verein wieder zwischen Bruchhausen und Asendorf. (Bilder: Archiv VGH)

01.10.1972    Einstellung des gesamten Personenverkehrs auf der Schiene – Die VGH setzen auf Busse
Da bei den VGH nach und nach die Beförderungszahlen von Reisenden auf der Schiene zurückgehen, wird schließlich am 01.10.1972 der gesamte Personenverkehr auf der Schiene eingestellt. Für die Reisenden stellt die Umstellung auf Linienbusse eine Verbesserung dar, da der Verkehr weitaus flexibler wird und lange Wege zu den Haltepunkten der Bahnstrecke entfallen.
Die VGH sind längst beides – Eisenbahngesellschaft und Busunternehmen. Nach dem Wegfall des Schienenpersonenverkehrs werden Bahnhofsgebäude und Grundstücke verkauft. In Hoya wird 1973 eine große Bushalle gebaut, um der Umstellung auf den Omnibusverkehr Rechnung zu tragen.

   

Die VGH sind längst beides – Eisenbahngesellschaft und Busunternehmen. (Bilder: Archiv VGH)

1991-1992    Die Strecke wird saniert
Mitte der 1980er Jahre wird zunehmend deutlich, dass ein Erhalt des Güterverkehrs auf der Schiene zwischen Eystrup und Syke nur dann möglich sein wird, wenn die Gleise fundamental erneuert werden.
Noch immer gilt die Strecke, welche südlich von Bremen die beiden Hauptstrecken Hannover-Bremen und Bremen-Osnabrück verbindet, als „strategisch bedeutsam“. 1992 wird mit der Sanierung des Abschnitts Eystrup-Heiligenfelde begonnen. Die Kosten werden je zur Hälfte vom Land Niedersachsen und den Gesellschaftern der VGH getragen.

1993    Die OHE übernimmt die Betriebsführung, Streckensanierung Eystrup-Heiligenfelde beendet.
Am 01. Januar 1993 wird die Betriebsführung der VGH an die Osthannoversche Eisenbahn AG (OHE) übergeben.
Am 13. Oktober 1993 sind die Erneuerungsarbeiten zwischen Eystrup und Heiligenfelde beendet und der Abschnitt wird wiedereröffnet.

26.08.1995    Erstmalig wieder Triebwagenverkehr zum Brokser Markt
Am 26.08.1995 fährt zum ersten Mal seit der Einstellung des Personenverkehrs wieder ein Triebwagen zwischen Eystrup und Bruchhausen-Vilsen zum Brokser Markt.

01.06.2000    Einweihung einer neuen Lokhalle in Hoya
Der ehemalige Lokschuppen der Hoyaer Eisenbahn-Gesellschaft war schon seit längerer Zeit in desolatem Zustand, so dass dieser abgerissen und ein neues Gebäude errichtet werden musste. Am 01.06.2000 wird der Neubau eingeweiht.

   

Der alte HEG-Lokschuppen in Hoya wird 2005 durch eine neue Lokhalle (hier auf Bildern von 2012) ersetzt.

2001   Die WeserBahn übernimmt die Betriebsführung
Die WeserBahn GmbH, eine 100%-tige Tochtergesellschaft der BSAG, übernimmt die VGH-Betriebsführung.

2004   Betriebsführung liegt wieder bei den VGH
Zum Jahrebeginn, am 01.01.2004, übernehmen die VGH ihre Betriebsführung wieder eigenständig.

2006    Erneuerung und Wiedereröffnung des Abschnitts Heiligenfelde-Syke
Der wegen des äußerst schlechten Zustands zeitweise gesperrte Streckenabschnitt zwischen Heiligenfelde und Syke wird seit 2003 in drei Bauabschnitten saniert. Am 14.07.2006 wird der Abschnitt mit einer Eröffnungsfahrt wiedereröffnet.

2007    Mit dem „Kaffkieker“ fährt wieder ein regelmäßiger Personenzug
An einigen Sonntagen in den Sommermonaten fährt seit dem 01.05.2007 mit dem „Kaffkieker“ wieder ein Triebwagen als touristisches Angebot zwischen Eystrup und Syke. In Zusammenarbeit mit den Anliegergemeinden können Fahrgäste nun wieder regelmäßig die etwa 37km lange Strecke befahren. (Link)


Oktober 2008    Die Weserbrücke wird erneuert
Die alte Eisenbahnbrücke über die Weser konnte zuletzt wegen ihres schlechten Zustands nur noch mit einzelnen Wagen befahren werden. Im Oktober 2008 wird die Brücke abgebaut und durch eine neue Brücke ersetzt.

Die 1911/12 erbaute Eisenbahnbrücke über die Weser wird im Oktober 2008 durch eine neue Brücke ersetzt. (Bilder: C. Schröder)

2011     Bahnhof Hoya wird umgeplant und saniert
Die Gleisanlagen im Bahnhof Hoya sind mittlerweile stark in die Jahre gekommen und werden dem zunehmenden Frachtaufkommen nicht mehr vollständig gerecht. 2011 werden deshalb neue Gleisanlagen gebaut.

10.12.2012    Planmäßige Schülerzüge zwischen Hoya und Eystrup
Ende 2012 verkehren zwischen Hoya und Eystrup wochentags wieder zwei planmäßige Zugpaare im Personenverkehr. Die zunehmenden Schülerfahrten hatten die eingesetzten Busse an ihre Kapazitätsgrenzen gebracht. Anstatt mit dem Kauf eines weiteren Busses noch mehr Verkehr auf die Straße zu bringen, entscheidet man sich dafür, einen planmäßig verkehrenden Triebwagen einzusetzen.
Am 10.12.2012 fährt der erste Zug um 06.35 Uhr in Hoya ab. Das zweite Zugpaar verkehrt um 13.26 Uhr ab Hoya.
Das Projekt endet Mitte 2014, Ende Juli fährt der letzte Schülerzug.

09.05.2013    VGH feiern 50-jähriges Jubiläum
Im Mai 2013 jährt sich die Fusion von HEG und HSAE zum 50. Mal. Die VGH feiern ihr Jubiläum mit einem Fest auf dem Betriebshof in Hoya.

Quellen:
Archiv Verkehrsbetriebe Grafschaft Hoya GmbH
– Archiv Deutscher Eisenbahn Verein e.V.
– Ingo Westermann: „Die Geschichte der Hoyaer Eisenbahn-Gesellschaft und der Kleinbahn Hoya-Syke-Asendorf“ Herausgeber: Deutscher Eisenbahn Verein e.V.

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