Hoyaer Eisenbahn-Gesellschaft

Bild: Archiv VGH

21.06.1879    Gründung der Hoyaer Eisenbahn-Gesellschaft (HEG)
In Hoya besteht der Wunsch nach einer Schienenverbindung von Hoya an die Staatsbahn Hannover-Bremen, um die Entwicklung von Landwirtschaft und Handel voranzutreiben.
Die Aktien der neuen Bahngesellschaft liegen beim Flecken Hoya und dem Kreis, aber auch bei Privatleuten und Bürgern Hoyas.

24.05.1880    Genehmigung zum Bau der Bahn zwischen Hoya und Eystrup
Das preußische Ministerium für öffentliche Arbeiten genehmigt der HEG den Bau und den Betrieb einer Dampfeisenbahn von Hoya nach Eystrup.

05.05.1881    Baubeginn
Der Bau der knapp 7km langen, normalspurigen Bahnstrecke beginnt. Der HEG-Bahnhof in Hoya liegt auf der östlichen Weserseite. Die Strecke führt durch das Dorf Hassel nach Eystrup, wo sie in einer Drehscheibe für das Wenden des Dampftriebwagens mündet.

Plan des Empfangsgebäudes Hoya (Ost). (Bild: Archiv VGH)

23.11.1881    Eröffnung der Strecke
Nach Beendigung der Bauarbeiten im November, verlässt der Eröffnungszug um 09.50 Uhr den Bahnhof Hoya nach Eystrup.
Betrieb und Unterhaltung der Fahrzeuge, wie der beiden Rowan-Dampftriebwagen, und anderer Betriebsmittel, wurden zunächst im Auftrag der HEG von der Localeisenbahnen-Betriebs-Gesellschaft Hamburg durchgeführt. Die HEG nahm die Betriebsleitung und Verwaltung wahr.

  
1. Am Bahnsteig (Hoya Ost). (Bild: mit freundlicher Genehmigung der Kreiszeitung)
2. HEG-Fahrplan von 1881. (Bild: Archiv VGH)

Einer der beiden Rowan Dampftriebwagen der HEG passiert die Stempellake-Brücke bei Hassel. (Bild: Archiv VGH)

01.02.1883    Übernahme der Betriebsmittel
Die HEG übernimmt die Fahrzeuge und andere Betriebsmittel von der Localeisenbahnen-Betriebs-Gesellschaft Hamburg und führt somit fortan auch den Fahrbetrieb unter eigener Verwaltung durch.

 06.06.1900    Die Kleinbahn Hoya-Syke-Asendorf (HSA) fährt von Hoya nach Syke
Nach der Gründung der Kleinbahn Hoya-Syke-Asendorf (HSA) gibt es nun auch eine Schienenverbindung von Hoya über Bruchhausen-Vilsen nach Syke, und dort an die Staatsbahn Bremen-Osnabrück.
Während der Bahnhof der HEG auf der östlichen Weserseite liegt, befindet sich jener der neuen Kleinbahn Hoya-Syke-Asendorf auf der westlichen Seite des Flusses. Eine Schienenverbindung zwischen beiden Bahnhöfen gibt es nicht, zumal die HSA ihre Strecke schmalspurig gebaut hatte, während die HEG auf Normalspur fährt.
Somit müssen die Reisenden in Hoya umsteigen und den etwa einen Kilometer weiten Weg zwischen den Bahnhöfen über die Weserbrücke samt Gepäck zu Fuß zurücklegen. Mit dem Güterverkehr verhält es sich nicht anders. Jede Ware muss am Bahnhof abgeladen, mit Fuhrwerken über die Weser zum anderen Bahnhof gefahren, und dort wieder in den Zug verladen werden.
Es gibt nun also zwei Kleinbahnen in Hoya, aber noch keine durchgehende Bahnverbindung zwischen Eystrup und Syke.

August 1908    HEG nimmt Kredit für eine Verbindung über die Weser auf
Um das teure und langwierige Umladen der Güter, sowie das umständliche Umsteigen der Fahrgäste zwischen den Bahnhöfen der HEG und der HSA zu vereinfachen, beschloss die HSA schon ein Jahr zuvor, 1907, eine Eisenbahnbrücke über die Weser zu bauen. Ein normalspuriges Stichgleis zwischen den Bahnhöfen sollte es der HEG ermöglichen, gegen eine Benutzungsgebühr direkt in den HSA-Bahnhof einzufahren. Dies führte jedoch immer wieder zu Differenzen, so dass die HEG erst 1908 einem solchen Projekt -begleitet von viel Mißtrauen- zustimmt.

Die Brücke ist bereits fertiggestellt, am Damm wird noch gebaut. (Bild: Archiv VGH)

1910    Bau der Eisenbahnbrücke über die Weser
Nach der Beseitigung finanzieller Probleme und der Beendigung der langwierigen Genehmigungsverfahren, wird 1910 mit dem Bau der Bahnbrücke über die Weser begonnen. Geleitet wird das Projekt von der HSA. Im schmalspurigen HSA-Bahnhof werden zudem normalspurige Gleisanlagen, sowie ein Bahnsteig für den Betrieb der HEG gebaut.

Auch das Bahnhofsgebäude der HSA wird erweitert, um eine gemeinsame Nutzung mit der HEG zu ermöglichen.

06.10.1912    Einweihung von Weserbrücke und Gemeinschaftsbahnhof
Die fertiggestellte Weserbrücke wird in Betrieb genommen. Der letzte Zug verlässt den HEG-Bahnhof auf der östlichen Weserseite und trifft später auf den normalspurigen Gleisanlagen im neuen Gemeinschaftsbahnhof ein. Die Verwaltung der HEG war zuvor bereits in die neuen Räume des Gemeinschaftsbahnhofes eingezogen.

Der alte HEG-Bahnhof, Lok- und Güterschuppen werden zwar verkauft, wegen des noch immer anhaltenden Mißtrauens zwischen den beiden Kleinbahnen bleiben die Gleisanlagen jedoch noch einige Jahre erhalten, bis auch sie später abgebaut werden.
Das Bahnhofsgebäude der HEG ist heute noch immer erhalten, es befindet sich am Hasseler Steinweg unweit des Bürgerparks.

   

1. Das Bahnhofsgebäude der HSA wurde für die gemeinsame Nutzung an beiden Seiten erweitert. In einem der äußeren Flügel residiert fortan die Verwaltung der HSA, im anderen die der HEG. (Bild: Archiv VGH)
2. Der Bahnhof Hoya verfügt fortan über eine Normalspur- und eine Schmalspur-Gleisanlage. Der Triebwagenschuppen im Hintergrund wurde 1936 für den T1 gebaut. (Bild: Harald O. Kindermann)
3. Der HEG-Lokschuppen mit Lok 2. (Bild: Harald O. Kindermann)

1939-1945    Entwicklungen im 2. Weltkrieg
Auf den Strecken von HEG und HSA steigt die Personenbeförderung, wie auch der Transport von Gütern im Krieg stark an, da es an anderen Transportmitteln zunehmend mangelt.
Die Bahnstrecken der HEG und der HSA zwischen Eystrup und Hoya, sowie Hoya und Syke, werden im Laufe des 2. Weltkriegs als strategisch wichtige Strecke erkannt. Sie bilden eine südliche Verbindung zwischen den Hauptbahnen Hannover-Bremen und Bremen-Osnabrück. Da Bremen gegen Ende des Krieges immer wieder bombardiert wird, werden zunehmend Züge nicht mehr über die Hansestadt, sondern über die Strecken zwischen Eystrup und Syke gefahren. Dabei werden in Hoya und Syke ständig (normalspurige) Güterzüge auf Rollböcke gesetzt, um den Transfer über die Schmalspurstrecke der HSA zu ermöglichen, sowie zusätzlich Güter in Schmalspurwagen umgeladen.
Da sich in Hoya nicht weit der HEG-Strecke ein Flugplatz für eine Abfangstaffel für den Bremer Raum befindet, kommt es hier zu Flugzeugangriffen und Bombenabwürfen, welche auch die Züge betreffen.
Am Ende des Krieges befinden sich Strecken und Fahrzeuge von HEG und HSA durch die ungewohnt hohe Dauerbeanspruchung in einem äußerst mangelhaften Zustand.

07.04.1945    Sprengung der Weserbrücken in Hoya
Trotz des völlig desolaten Zustandes der beiden Strecken von HEG und HSA wird die Eisenbahnbrücke über die Weser in Hoya, gemeinsam mit der Straßenbrücke, am Morgen des 07.04.1945 von deutschen Soldaten gesprengt, um das Vorankommen der alliierten Truppen zu verhindern.

17.10.1947    Wiederinbetriebnahme der Weserbrücke
Die zerstörte Weserbrücke wurde aus Teilen der in der Weser liegenden, alten Brücke neu errichtet und am 17.10.1947 eingeweiht.
Auch die Strecken und der Fahrzeugbestand beider Bahnen können weitestgehend wiederhergestellt werden.

Die im Krieg zerstörte Weserbrücke wird wieder aufgebaut und am 17.10.1947 wiedereröffnet. (Bilder: Archiv VGH)

06.02.1961    Erste Schritte zur Fusion von HEG und HSAE
Den beiden Bahnen machen nach wie vor die unterschiedlichen Spurweiten und hohe Kosten durch die immer noch getrennte Betriebsführung zu schaffen. Es wird klar, dass dieser Umstand einem Fortbestand beider Unternehmen zukünftig im Wege stehen könnte.
Nachdem bereits mehrere Anläufe zur Umspurung der schmalspurigen HSA-Strecke Hoya-Syke gescheitert waren, beschließt der Kreistag am 06.02.1961 die Förderung sowohl eines Zusammenschlusses von HEG und HSAE (die HSA hatte sich in den 1950er Jahren in „Hoya-Syke-Asendorfer Eisenbahn“ -HSAE- umbenannt), als auch einer Umspurung zwischen Hoya und Syke.

01.01.1963    Fusion von HEG und HSAE – die Verkehrsbetriebe Grafschaft Hoya (VGH) entstehen
Am 01.01.1963 fusionieren die Hoyaer Eisenbahn-Gesellschaft und die Hoya-Syke-Asendorfer Eisenbahn zu einer Gesellschaft, den „Verkehrsbetrieben Grafschaft Hoya“ (VGH).

Quellen:
Archiv Verkehrsbetriebe Grafschaft Hoya GmbH
– Archiv Deutscher Eisenbahn Verein e.V.
– Ingo Westermann: „Die Geschichte der Hoyaer Eisenbahn-Gesellschaft und der Kleinbahn Hoya-Syke-Asendorf“ Herausgeber: Deutscher Eisenbahn Verein e.V.
– Harald O. Kindermann

 

 


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