Hoya

Quelle: osm.org

 

Der Bahnhof Hoya spiegelt in besonderer Weise die wechselhafte Geschichte der Hoyaer Eisenbahnen. Zunächst waren in Hoya zwei Bahnhöfe in Betrieb.
Östlich der Weser lag der Bahnhof der normalspurigen Hoyaer Eisenbahn-Gesellschaft (HEG). Westlich der Weser lag der schmalspurige Bahnhof der Kleinbahn Hoya-Syke-Asendorf (HSA).
Fahrgäste mussten seinerzeit zu Fuß über die Straßenbrücke zwischen den beiden Bahnhöfen umsteigen, Güter auf Fuhrwerken über die Weser gebracht werden.

Erst 1912 wurden die beiden Strecken durch eine Weserbrücke verbunden, und gleichzeitig der Bahnhof der HSA Hoya West als Gemeinschaftsbahnhof genutzt. Dafür wurde das Bahnhofsgebäude erweitert und umfangreiche Gleisanlagen und Betriebsgebäude, sowie ein eigener Bahnsteig für die HEG gebaut. Der Bahnhof Hoya war also in einen normalspurigen und einen schmalspurigen Teil geteilt, der alte Bahnhof der HEG, Hoya Ost, wurde geschlossen.
Erst nach der Umspurung des Streckenabschnitts Hoya-Syke in den 1960er Jahren wurde der Bahnhof Hoya komplett normalspurig.

 

Hoya Ost (HEG)

HEG-Bahnhof Hoya Ost in den 1880er Jahren. Am Bahnsteig einer der beiden Dampftriebwagen. (Bild: Archiv Deutscher Eisenbahn-Verein e.V.)

Mit der Eröffnung der Strecke Hoya-Eystrup ging 1881 der Bahnhof Hoya der Hoyaer Eisenbahn-Gesellschaft (HEG) in Betrieb.
Der Bahnhof liegt auf der östlichen Weserseite direkt neben dem Bürgerpark.
Die Anlage wird in der 1881 erschienenen 32. Ausgabe der „Secundärbahn-Zeitung“ beschrieben:
Es dürfte angenommen werden, dass der Regel nach nur die mit dem Personenwagen verbundene Maschine und 2 Güterwagen (…) zu fahren erforderlich sind, und sonach im Maximo 36-40 m Zuglänge vorhanden sein werden. Darnach genügt es, den Bahnhof (…) im Ganzen 180 m lang zu machen, Ein Gütergeleise zweigt sich vom Hauptgeleise am östlichen Bahnhofsende ab und führt bis vor den Güterschuppen und den Ladeperron, giebt seinerseits aber wiederum einen Zweig ab, welcher über die 8 1/3 weite Drehscheibe führt und durch deren Hilfe und ein kurzes Verbindungsstück die Benutzung des Maschinenschuppens, der Viehrampe und der Centesimalwaage vermittelt.
Es sind daher nur 300 m Nebengeleise und 3 Weichen erforderlich (…). Noch einfacher dürfte sich wohl kaum ein Endbahnhof entwerfen lassen.“

Vom ehemaligen Bahnhof der HEG ist 2012 noch das Empfangsgebäude übriggeblieben.

 

Nachdem 1912 die Eisenbahnbrücke über die Weser fertiggestellt wurde, wurde auch der  gegenüberliegende Bahnhof Hoya West als gemeinsamer Bahnhof genutzt. Der HEG-Bahnhof Hoya Ost wurde geschlossen. Aufgrund des tief liegenden Mißtrauens der HEG gegenüber der Kleinbahn Hoya-Syke Asendorf blieben die Gleisanlagen noch für kurze Zeit bestehen, bevor auch sie schließlich entfernt wurden.
Heute ist vom ehemaligen HEG-Bahnhof nur noch das Empfangsgebäude übriggeblieben.

 

 

  

1.)  Plan des Empfangsgebäudes Hoya-Ost (Bild: Archiv VGH)
2.)  Am Bahnsteig in Hoya Ost (Bild: mit freundlicher Genehmigung der Kreiszeitung)


Hoya West / „Alte Hoya“ (HSA)

Als Endbahnhof für die Kleinbahn Hoya-Syke-Asendorf (HSA) in Hoya ging im Jahre 1900 der Bahnhof „Alte Hoya“ (Hoya West)  in Betrieb. Wie die gesamte Strecke der HSA war auch der auf der westlichen Weserseite gelegene Bahnhof zunächst komplett schmalspurig eingerichtet.
Neben dem Empfangsgebäude, gleichzeitig Sitz der Verwaltung, gab es einen über eine Drehscheibe zu erreichenden Lokschuppen mit Werkstatt, Ladegleise und mehrere Güterschuppen. Im Jahre 1909 wurde ein Anschlussgleis zum Hafen an die Weser gelegt.

 

1.)  Das Bahnhofsgebäude der HSA in Hoya, „Alte Hoya“. (Bild: Archiv VGH)
2.)  Die HSA verfügte u.a. über einen Lokschuppen und eine Werkstatt. (Bild: Archiv VGH)

Das Erscheinungsbild des Bahnhofes änderte sich 1912 mit der Fertigstellung der Eisenbahnbrücke über die Weser stark. Mit ihr wurde nun eine Verbindung zwischen der Strecke der HEG (Eystrup-Hoya) und jener der HSA (Hoya-Syke) hergestellt.
Der Bahnhof wurde fortan als Gemeinschaftsbahnhof von beiden Gesellschaften genutzt, die HEG musste dafür Nutzungsgebühren an die HSA zahlen.
Das Empfangs- und Verwaltungsgebäude wurde vergrößert, da nun beide Firmen ihren Sitz im Gemeinschaftsbahnhof hatten. Am Bahnhofsgebäude wurde an beiden Seiten angebaut und jede Gesellschaft bekam eigene Räumlichkeiten. Das nach wie vor starke Mißtrauen der beiden Kleinbahnen untereinander machte sich auch im gemeinsamen Gebäude bemerkbar. Jede Gesellschaft residierte in einem der äußeren Gebäudeflügel mit je eigenem Treppenhaus. Zwischen den Trakten gab es innerhalb des Hauses keinerlei Verbindung; die trennende Mauer im Gebäude wurde erst viel später, nach der Fusion beider Firmen 1963, durch die VGH beseitigt. Nur Warteraum und Schalter wurden von HEG und HSA gemeinsam genutzt.
Da die Bahnen noch auf unterschiedlichen Spurweiten fuhren, mussten in Hoya neben den schon vorhandenen Anlagen weitere -normalspurige- Anlagen für die HEG bereitgestellt werden. Die HEG erhielt einen eigenen Bahnsteig, sowie umfangreiche Gleisanlagen und einen Lokschuppen samt Drehscheibe. Später kam u.a. noch ein extra für den 1936 gelieferten Triebwagen T1 gebauter Triebwagen-Schuppen hinzu. 1940 wurde in Hoya eine Rollbockgrube für die Verladung normalspuriger Güterwagen auf schmalspurige Rollböcke eingerichtet.
Bis zur Umspurung in den 1960er Jahren blieb der Bahnhof Hoya also unterteilt in einen schmal- und einen normalspurigen Teil.

     

1.)  Das Bahnhofsgebäude der HSA wurde für die gemeinsame Nutzung an beiden Seiten erweitert. In einem der äußeren Flügel residiert fortan die Verwaltung der HSA, im anderen die der HEG. (Bild: Archiv VGH)
2.)  Im normalspurigen Teil steht der HEG-Lokschuppen, im Hintergrund der 1936 gebaute Triebwagenschuppen (Bild: Archiv VGH)
3.)  Geteilter Bahnhof: Rechts die HSA-Anlagen, links die der HEG. (Bild: Archiv VGH)
4.)  „Wochenkarte für Aufbewahrung eines Kleinkraftrads“ im Bahnhof Hoya, sowie zwei Fahrkarten.

     

1.)  Rangierarbeiten mit auf Rollböcke geladene Wagen. (Bild: Archiv VGH)
2.)  T63 steht am Bahnsteig vor dem Empfangsgebäude. (Bild: Archiv VGH)
3.)  Im Reisebüro der HSA. (Bild: Archiv VGH)
4.)  Der damals moderne Schalter und Wartesaal wurde -anders als die Verwaltungsräume- schon gemeinsam genutzt. (Bild: Archiv VGH)

      

1.)  Eine V36 rangiert in Hoya. (Bild: Archiv VGH)
2.)  T1 (rechts) wartet auf den in Hoya einfahrenden T4 in der noch heute genutzten Umfahrung am alten HEG-Bahnsteig. (Bild: Archiv VGH)
3. und 4.)  Der Lokschuppen der HEG wurde noch bis in die 1990er Jahre genutzt, bevor er durch eine moderne Fahrzeughalle ersetzt wurde.

Bahnhof Hoya heute

Noch heute ist das alte Empfangsgebäude der Kleinbahn Hoya-Syke-Asendorf Verwaltungssitz der Nachfolgegesellschaft VGH. Auch eines der Reisebüros der Verkehrsbetriebe Grafschaft Hoya befindet sich hier. Die Gleisanlagen östlich des Gebäudes bis zur Weser existieren nicht mehr. Hier steht heute ein Supermarkt mit großem Parkplatz.
Der von den VGH heute genutzte Bahnsteig ist der alte Bahnsteig der HEG von 1912.
Die neue Lokhalle steht an der Stelle des alten HEG-Lokschuppens, welcher -ebenso wie die Drehscheibe- abgerissen werden musste.
Ein weiteres altes Gebäude ist der Triebwagenschuppen von 1936. Er wird heute noch für den gleichen Zweck genutzt, für den er einst gebaut wurde – als Schuppen zur Unterbringung des Triebwagens T1.
Neben der modernen Lokhalle befindet sich eine große Fahrzeughalle für die Busse der VGH, daneben die Werkstatt und eine Waschstraße.

     

1.)  Das Empfangsgebäude wird noch immer von der Verwaltung der VGH, sowie für die Räume eines der Reisebüros der VGH genutzt.
2.)  Die moderne Fahrzeughalle steht an der Stelle des ehemaligen Lokschuppens der HEG. Hinten links der Triebwagenschuppen mit dem davor stehenden T1.
3.)  In der Fahrzeughalle stehen neben den Loks der VGH auch einige normalspurige Museumsbahn-Fahrzeuge.
4.)  Der Triebwagenschuppen wurde 1936 für den T1  gebaut und später für einen Beiwagen verlängert. Noch heute beherbergt das Gebäude den T1 und seinen Beiwagen TA3.

  

Der noch heute genutzte Bahnsteig samt Umfahrung ist der alte Bahnsteig der HEG.

 

Anschlussgleis zur Papierfabrik Smurfit Kappa – Hoya Ost

Aus Hassel kommend, zweigt seit 1955 kurz vor Hoya das Anschlussgleis zur Papierfabrik Smurfit Kappa -ehemals Europa Carton- ab. Heute wird diese Betriebsstelle als Bahnhof „Hoya Ost“ geführt, obschon sie mit dem historischen Bahnhof Hoya Ost der HEG nichts gemein hat.
Auf dem Werksgelände endet das Gleis an einer etwa 90m langen Laderampe, ein Nebengleis führt zu einer weiteren Ladeeinrichtung. Die Papierfabrik verlädt hier größtenteils Papierrollen zur Weiterverarbeitung in anderen europäischen Werken, erhält jedoch vereinzelt auch Wagen mit Altpapier zur Herstellung von Recyclingpapier.

 

  Quellen:
– Archiv Verkehrsbetriebe Grafschaft Hoya GmbH
Archiv Deutscher Eisenbahn-Verein e.V.
– Secundärbahn-Zeitung Ausgabe 32, Archiv Deutscher Eisenbahn-Verein e.V.
– openstreetmap.org

 

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