Im Jahr 2014 wurde in Eystrup erstmalig ein „Güterumschlag wie vor 60 Jahren“ veranstaltet; das Ereignis wurde zu einem Überraschungserfolg, der dieses Format überregional bekanntmachte. Nachdem eine erste Wiederholung der Veranstaltung wegen Unstimmigkeiten über die Ausrichtung zunächst nicht zustande kam, konnte der historische Güterumschlag nun, vier Jahre später am 4. und 5. August 2018, eine Neuauflage erfahren.
Der Anspruch der verschiedenen, am Güterumschlag beteiligten Gruppen war auch in diesem Jahr wieder hoch gesteckt. So konnten beispielsweise nur ausgewählte Fahrzeuge teilnehmen, um ein stimmiges Bild während der beiden Tage zu gewährleisten. Doch auch auf die räumliche Gestaltung wurde viel Wert gelegt: die historische Atmosphäre wurde nicht durch allzu viele und auf dem Gelände verstreute Verkaufsbuden unterbrochen; diese wurden vielmehr an wenigen Orten weitestgehend gesammelt aufgestellt. Überhaupt, der Ort: das Ensemble aus der denkmalgeschützten Senffabrik, dem Bahnhof mit altem Güterschuppen, einer Laderampe sowie einer weiträumigen, mit Kopfstein gepflasterten Ladestraße trug wesentlich zu dem stimmigen Flair an beiden Tagen des ersten Augustwochenendes bei.
Doch auch die Improvisation und Spielfreude der teilnehmenden Menschen machte diese Wiederholung nicht einfach nur zu einer Wiederholung, sondern zu einem an vielen kleinen Einzelorten parallel laufenden Erlebnis mit viel Raum für Entdeckungen. Historisch gekleidete Arbeiter wuppen Kisten und Säcke auf Ladeflächen und Güterwagen, Traktorfahrer navigieren ihre urtümlichen Maschinen über das Kopfsteinpflaster, ein Bagger verlädt Kies auf einen Opel Blitz, Lkw-Fahrer werden nervös, wenn sie vom Wachtmeister mit der roten Kelle zur Seite gewunken werden, Bäuerinnen sitzen im Schatten der Bäume zusammen, während ein mit zwei Milchkannen und Melkschemel behangenes Fahrrad vorüberfährt, Güterwagen werden mit der V36 005 zur Be- und Entladung hin- und herrangiert. Gleichzeitig läuft die mittlerweile wieder auf Hochglanz polierte Dampfmaschine der Senffabrik, wenige Meter entfernt sind unterschiedlichste Dampfmodelle zu sehen.
Viele Gäste nutzten die Möglichkeit, mit den beiden Triebwagen T2 und T3, die zwischen Eystrup und Bruchhausen-Vilsen sowie Syke pendelten, auch den „Tag des Eisenbahnfreundes“ in Bruchhausen-Vilsen zu besuchen. Das Kunststück, beide Veranstaltungen auf so authentische Weise zu verbinden, gelang.
Von manchen Besucherinnen und Besuchern wurde der Wunsch geäußert, bei künftigen Veranstaltungen dieser Art wenigstens vereinzelt feste Programmbestandteile anzubieten. Dies ist nachvollziehbar, möchte man doch besondere Darbietungen wie das spektakuläre Verladen eines Güterwagens auf einen Straßenroller nicht gerne verpassen. Doch gleichzeitg trugen gerade die Ungeplantheit und die gekonnte Improvisation aller Teilnehmenden ganz wesentlich dazu bei, dass überall etwas zu sehen war und dass immer wieder ganz unvorhergesehen wunderbare Situationen entstanden. So war auch die erwähnte Verladung des Güterwagens keine geplante Darbietung, sondern eher eine spontane Idee die dank der Begeisterung der Akteure kurzerhand in die Tat umgesetzt wurde und vielleicht nur so zu einem kleinen Highlight werden konnte. Zu einem von vielen weiteren beim „Güterumschlag wie vor 60 Jahren“ in Eystrup.