Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember geht auf der VGH-Strecke Eystrup-Hoya-Syke eine Aufwertung des bisherigen Zugleitbetriebs einher. Der Zugleitbetrieb ist ein Betriebsverfahren das dafür sorgt, dass mehrere Züge auf einer Strecke gleichzeitig verkehren können, ohne dass dafür ein umfangreiches Signalsystem installiert sein muss. Dieses Verfahren kann in bestimmten Fällen auf Nebenstrecken angewendet werden und trägt zu derem sicheren, wirtschaftlich tragbaren Betrieb -und somit wesentlich zu derem Erhalt- bei. Kern des Zugleitbetriebs ist ein Zugleiter, der den Zügen fernmündlich die Fahrerlaubnis zwischen den jeweiligen Betriebsstellen, den sogenannten Zuglaufstellen, erteilt. Der Zugleiter sorgt so dafür, dass sich die einzelnen Zugfahrten nie zu nahe kommen.
Die Verkehrsbetriebe Grafschaft Hoya heben den bisher schon sicheren Zugleitbetrieb auf ihrer Strecke Eystrup-Hoya-Syke nun auf eine höhere Stufe und installieren eine umfangreiche, technische Komponente, die für noch mehr Sicherheit im Mehrzugbetrieb sorgt. Gleichzeitig wird das Hoyaer Unternehmen einer Forderung der Aufsichtsbehörden nach einer technischen Zugbeeinflussung, die Züge im Gefahrenfall mittels Zwangsbremsung stoppen soll, gerecht.
Dieser „Technisch unterstützte Zugleitbetrieb“ (TuZ) behält die wesentlichen Elemente des Zugleitbetriebs bei: der Zugleiter erteilt auch zukünftig fernmündlich die Fahrerlaubnis an die verkehrenden Züge. Neu ist, dass alle Bahnhöfe nun mit Gleismagneten (ausgehend von der bewährten punktförmigen Zugbeeinflussung „PZB“) ausgestattet sind, die im Zusammenspiel mit den Magneten an den Triebfahrzeugen diese je nach Schaltzustand entweder passieren lassen oder zwangsbremsen. Parallel zur Fahrerlaubnis stellt der Zugleiter nun rechnergestützt die Strecke für den betreffenden Zug ein, die Gleismagnete werden unwirksam geschaltet und der Zug -und nur dieser Zug- kann die eingestellte Strecke befahren. Durch die Wirkstellung aller anderen Gleismagnete wird verhindert, dass sich möglicherweise ein anderer Zug zu sehr nähert und eine Gefährdungssituation entstehen könnte. Der TuZ kann also Gefährdungssituationen selbst dann vermeiden, wenn sich einmal ein Zug unerlaubt in Bewegung setzen sollte. Neben den nun verbauten Gleismagneten sorgen dutzende Achszähler in den Bahnhöfen dafür, dass der Zugleiter das Geschehen in den Bahnhöfen genau im Blick hat, und dass gewährleistet wird, dass sich kein Fahrzeug unerlaubt im Fahrweg eines anderen Zuges befindet. Nur wenn ein Zug mit genau so vielen Achsen in einem Bahnhof ankommt, mit denen er auch abgefahren ist, darf der Streckenabschnitt erneut befahren werden.
Wie aufwändig die Installation dieses Systems ist, konnte man im vergangenen halben Jahr auf der gesamten VGH-Strecke und besonders in den Bahnhöfen beobachten: umfangreiche Baggerarbeiten für das Verlegen kilometerlanger Kabel waren nötig, Schaltschränke wurden errichtet, Achszähler verlegt, Gleismagnete angebaut und Signaltafeln versetzt. Im Hintergrund musste die rechnergestützte Kommunikation zwischen den Bahnhöfen eingerichtet und umfangreich geprüft werden. Dass sich der Aufwand lohnt, davon ist man bei den VGH überzeugt; stellt der technisch unterstützte Zugleitbetrieb doch nicht nur eine Verbesserung der Betriebssicheheit dar, sondern sorgt dafür, dass auch zukünftig ein Mehrzugbetrieb mit Güter- und Personenzügen auf einem soliden Fundament steht, das allen modernen Anforderungen gerecht wird.
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