Wie geht es eigentlich… VGH V36 001?

V36 116 (1)Über viele Jahre hinweg galten die Verkehrsbetriebe Grafschaft Hoya (VGH) als „V36-Eldorado“, waren doch im Laufe der Zeit 8 Maschinen dieses Typs rund um Hoya unterwegs. Bereits eine der Vorgängergesellschaften der VGH, die Hoyaer Eisenbahn-Gesellschaft (HEG), machte sich Gedanken über einen stärkeren Ersatz für ihre Dampflokomotiven. Nach der Fusion begannen die VGH schließlich mit dem Kauf von V36 der Deutschen Bundesbahn. In Hoya erhoffte man sich, mehrere Maschinen eines einheitlichen Typs beschaffen zu können, um die Wartung der Loks zu vereinfachen. Man musste jedoch feststellen, dass man es mit Fahrzeugen zu tun hatte, die nicht nur ab Werk unterschiedliche Komponenten, z.B. verschiedene Motortypen, beinhalteten, sondern sich auch durch spätere Modifikationen teils deutlich unterschieden. So hielt es denn auch manch eine V36 länger in Hoya, andere waren vergleichsweise kurz im Einsatz. Ebenso vielfältig stand es später auch um den Verbleib der Maschinen: Während die meisten Maschinen verschrottet wurden, gingen ein paar wenige der VGH-Loks an Museumsbahnen und sind noch immer vorhanden.

Eine der VGH-V36, welche der Schrottpresse entronnen ist, ist die ehemalige VGH V36 001. Im Jahr 1941 wurde die Lok von Henschel mit der Fabriknummer 26140 gebaut und später an die Deutsche Wehrmacht ausgeliefert. Mit dem Ende des 2. Weltkrieges ging sie als V36 116 in den Bestand der Deutschen Bundesbahn über. Nach der Ausmusterung im Jahre 1963 konnten die VGH ihre zuvor frisch überholte „V36 001“ für 100.000 DM erwerben.
1980 verlängerten die VGH die Fristen für die Anlassluftflaschen nicht mehr und die Lok wurde außer Dienst gestellt. Sechs Jahre später, 1986, kaufte das DGEG Eisenbahn-Museum Neustadt die Lok.

Das langgezogene Gebäude des DGEG Eisenbahn-Museums in Neustadt an der Weinstraße kann man leicht übersehen. Etwas eingezwängt zwischen dem DB-Bahnhof und einem steilen Hang liegt die Fahrzeughalle des Pfalzbahn-Museums. Eine schmale, gewundene Treppe steigt man hinab, bevor man das kompakte Areal erreicht, welches eine deutlich größere Fahrzeugsammlung beherbergt, als man von außen vermuten würde.
Seit 1986 also ist das Eisenbahnmuseum in der Pfalz Heimat für die ehemalige VGH V36 001, die heute wieder ihre Bundesbahnbezeichnung innehat, V36 116.

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Im Museum erinnert man sich noch gut an die Ankunft der Lok aus Hoya. „Karl Hunold, der war ja ein echter Experte für diese Loks, ganz einzigartig! Er hat uns damals gezeigt, wie man die Anlassluftflaschen richtig schön lange dicht bekommt. Darauf sind wir heute noch stolz!“, meint einer der Veteranen und V36-Lokführer des Museums und freut sich über die damaligen Handreichungen, welche heute bei den Fahrten mit der betriebsfähigen V36 127 noch immer berücksichtigt werden. Eigentlich wollte man die V36 116 in Neustadt wieder betriebsfähig herrichten, musste jedoch angesichts der hohen Kosten davon absehen. Und doch war man offenkundig nicht untätig: die schon recht marode Lok wurde mit einigem Aufwand optisch wieder hergerichtet.
Dabei wurden einige der vielen Modifikationen wieder rückgebaut. Die Elemente zur Einmann-Bedienung, welche die Lok 1955 bei der Bundesbahn erhalten hatte, wurden entfernt und weitestgehend der im Auslieferungszustand üblichen Zweimann-Bedienung angepasst. Die Lüfterjalousie wurde ebenfalls beseitigt – heute zeigt sich die Lok wieder mit der durch den markanten Kühler dominierten Frontpartie. Für das Spitzensignal verwendete man wieder große Lampen – das obere Spitzenlicht wurde ganz entfernt. Die rot-beige Lackierung der VGH wurde ersetzt durch das bei V36 lange Zeit bekannte schwarz-rot. Und der riesige MWM-Motor? „Läuft noch immer!“, schmunzelt man in Neustadt.
So ist die ehemalige VGH-Lok im DGEG-Museum Neustadt als nicht betriebsfähiges Exponat zwischen vielen weiteren Eisenbahn-Unikaten gut aufgehoben und bleibt dabei – wie ihre Schwestermaschinen – ein gutes Beispiel für eine Lokbaureihe die nach vielen Jahren durch reichliche Ergänzungen und Veränderungen in ihren Details einzigartig geworden ist, und bei der keine Lok der anderen vollkommen gleicht.

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Link zur Internetseite des DGEG Eisenbahnmuseums Neustadt

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