Kleinbahn Hoya-Syke-Asendorf

1890    Bruchhausen und Vilsen verhandeln über eine Anbindung an die Staatsbahn
Bereits seit 1881 verfügt der Kreis Hoya mit der 1879 gegründeten „Hoyaer Eisenbahn-Gesellschaft“ (HEG) über eine Schienenverbindung zur Staatsbahn Hannover-Bremen.
Eine Verbindung von der westlichen Weserseite über Bruchhausen an die Staatsbahn Bremen-Osnabrück fehlt jedoch, so dass es im betreffenden Gebiet an einer entsprechenden Anbindung mangelt.
So kommt es um 1890 zu Gesprächen mit der Kreisstadt Syke, um die Frage einer Bahnverbindung zu erörtern.

1896    Bildung einer Initiative für den Bau einer Kleinbahn
Um Bruchhausen und Vilsen mit Syke durch eine Eisenbahn zu verbinden, bildet sich 1896 erstmals eine Initiative von Verwaltung und Handel.
Es kristallisiert sich heraus, dass ein Startpunkt der Bahn in Hoya wünschenswert sei, um einen Anschluss an die HEG-Strecke Richtung Eystrup zu erzielen. So konstituiert sich auch in Hoya nun eine Interessengemeinschaft, eine weitere folgt. In der Folge kommt es zu langwierigen und erschöpfenden Streitereien um den Trassenverlauf, von dem es höchst unterschiedliche Vorstellungen gibt. Verschiedene Verläufe werden geplant und verworfen, sogar zwei weitgehend parallel verlaufende Bahnen werden aus Uneinigkeit in Erwägung gezogen.
Schließlich einigt man sich auf eine Strecke von Hoya über Bruchhausen nach Syke. Die Stadt Syke setzt weiterhin einen Abzweig von Bruchhausen nach Asendorf durch.

16.11.1897    Gründung der Kleinbahn Hoya-Syke-Asendorf (HSA)
Nach der Einigung über den Streckenverlauf und die Sicherstellung der Finanzierung wird am 16.11.1897 die „Kleinbahn Hoya-Syke-Asendorf“ (HSA) gegründet.
Aus Kostengründen wählt man den Bau einer Schmalspurstrecke mit der Spurweite 1000mm. Auch die Weiterführung der Strecke über die Straßenbrücke der Weser zum Bahnhof der HEG wird fallengelassen.

06.06.1900   Inbetriebnahme der Bahnstrecke Hoya-Syke
Die etwa 37km lange Bahnstrecke der HSA wird am 06.06.1900 mit einem Eröffnungszug von Hoya nach Syke in Betrieb genommen. Somit besteht also auch eine Schienenverbindung von Hoya über Bruchhausen nach Syke, und dort an die Staatsbahn Bremen-Osnabrück.
Während der Bahnhof der HEG auf der östlichen Weserseite liegt, befindet sich jener der neuen Kleinbahn Hoya-Syke-Asendorf (HSA) allerdings auf der westlichen Seite des Flusses. Eine Schienenverbindung zwischen beiden Bahnhöfen gibt es nicht, zumal die HSA ihre Strecke schmalspurig gebaut hatte, während die HEG auf Normalspur fährt.
Somit müssen die Reisenden in Hoya umsteigen und den etwa einen Kilometer weiten Weg zwischen den Bahnhöfen über die Weserbrücke samt Gepäck zu Fuß zurücklegen. Mit dem Güterverkehr verhält es sich nicht anders. Jede Ware muss am Bahnhof abgeladen, mit Fuhrwerken über die Weser zum anderen Bahnhof gefahren, und dort wieder in den Zug verladen werden.
Es gibt nun zwei Kleinbahnen in Hoya, aber noch keine durchgehende Bahnverbindung zwischen Eystrup und Syke.

   
1. Bauarbeiten an der Strecke, hier in der Nähe des „Vilser Holz“, zwischen Bruchhausen und Asendorf (Bild: Archiv VGH)
2. Das Bahnhofsgebäude der HSA in Hoya, „Alte Hoya“. (Bild: Archiv VGH)
3. Ein Dampfzug bespannt mit Lok 33 „Bruchhausen“ durchfährt im September 1960 die Ortsdurchfahrt von Uenzen (Bild: Harald O. Kindermann)

Bild: Archiv VGH

01.06.1905    Bücken bekommt einen Bahnanschluss nach Hoya
Um den Flecken Bücken ebenfalls an die bestehende Bahnstrecke anzuschließen, wird 1904 die Errichtung einer Anschlusstrecke beschlossen. Am 01.06.1905 geht die knapp über 3km lange Strecke in Betrieb.
Später, im Jahr 1963, wird diese Anschlusstrecke jedoch wegen rückläufiger Beförderungszahlen wieder abgebaut werden.

August 1907    HSA plant Eisenbahnbrücke über die Weser
Um das teure und langwierige Umladen der Güter, sowie das umständliche Umsteigen der Fahrgäste zwischen den Bahnhöfen der HEG und der HSA zu vereinfachen, beschließt die HSA 1907, eine Eisenbahnbrücke über die Weser zu planen. Ein normalspuriges Stichgleis zwischen den Bahnhöfen soll es der HEG ermöglichen, gegen eine Benutzungsgebühr über die Weser direkt in den HSA-Bahnhof einzufahren. Diese Planung führt jedoch in der Folge immer wieder zu Differenzen, da sich die HEG in ihrer Selbstständigkeit bedroht fühlt. So stimmt die HEG erst ein Jahr später, im August 1908, einem solchen Projekt -begleitet von viel Mißtrauen- zu.

Die Weserbrücke ist bereits fertiggestellt, am Damm wird noch gebaut. (Bild: Archiv VGH)

1910    Bau der Eisenbahnbrücke über die Weser
Nach der Beseitigung finanzieller Probleme und der Beendigung der langwierigen Genehmigungsverfahren, wird 1910 mit dem Bau der Bahnbrücke über die Weser begonnen. Geleitet wird das Projekt von der HSA. Im schmalspurigen HSA-Bahnhof werden zudem normalspurige Gleisanlagen, sowie ein Bahnsteig für den Betrieb der normalspurigen HEG gebaut.
Auch das Bahnhofsgebäude der HSA wird erweitert, um eine gemeinsame Nutzung mit der HEG zu ermöglichen.
Im Zuge der Umbauarbeiten des künftigen Gemeinschaftsbahnhofs wird auch über eine vollständige Umspurung des HSA-Netzes auf Normalspur nachgedacht. Da die bisherigen Baumaßnahmen jedoch bereits hohe Kosten verursachen, kann eine Umspurung nicht weiter verfolgt werden.

06.10.1912    Einweihung von Weserbrücke und Gemeinschaftsbahnhof
Die fertiggestellte Weserbrücke wird in Betrieb genommen. Der letzte Zug verlässt den HEG-Bahnhof auf der östlichen Weserseite und trifft später auf den normalspurigen Gleisanlagen im neuen Gemeinschaftsbahnhof ein. Die Verwaltung der HEG war zuvor bereits in die neuen Räume des Gemeinschaftsbahnhofes eingezogen.

Der alte HEG-Bahnhof, Lok- und Güterschuppen werden zwar verkauft, wegen des noch immer anhaltenden Mißtrauens zwischen den beiden Kleinbahnen bleiben die Gleisanlagen jedoch noch einige Jahre erhalten, bis auch sie später abgebaut werden.
Das Bahnhofsgebäude der HEG ist heute noch immer erhalten, es befindet sich am Hasseler Steinweg unweit des Bürgerparks.

   

1. Das Bahnhofsgebäude der HSA wurde für die gemeinsame Nutzung an beiden Seiten erweitert. In einem der äußeren Flügel residiert fortan die Verwaltung der HSA, im anderen die der HEG. (Bild: Archiv VGH)
2. Die HSA verfügte im schmalspurigen Teil des Bahnhofs u.a. über einen Lokschuppen und eine Werkstatt. (Bild: Archiv VGH)
3. Im normalspurigen Teil steht der HEG-Lokschuppen. hier mit Lok 2. (Bild: Archiv VGH)

1931    Rückläufige Fahrgastzahlen – der erste Linienbus fährt nach Asendorf
Wegen rückläufigen Fahrgastzahlen wurde der Personenverkehr auf der Bahnstrecke Bruchhausen-Asendorf eingestellt. Am 01.04.1931 fährt die HSA deshalb erstmalig mit einem Bus im Linienverkehr von Bruchhausen nach Asendorf und weiter nach Wietzen.

1939-1945    Entwicklungen im 2. Weltkrieg
Auf den Strecken von  HSA und HEG steigt die Personenbeförderung, wie auch der Transport von Gütern im Krieg stark an, da es an anderen Transportmitteln zunehmend mangelt.
Die Bahnstrecken der HEG und der HSA zwischen Eystrup und Hoya, sowie Hoya und Syke, werden im Laufe des 2. Weltkriegs als strategisch wichtige Strecke erkannt. Sie bilden eine südliche Verbindung zwischen den Hauptbahnen Hannover-Bremen und Bremen-Osnabrück. Da Bremen gegen Ende des Krieges immer wieder bombardiert wird, werden zunehmend Züge nicht mehr über die Hansestadt, sondern über die Strecken zwischen Eystrup und Syke gefahren. Dabei werden in Hoya und Syke (normalspurige) Güterzüge auf im Jahr 1940 angeschaffte Rollböcke gesetzt, um den Transfer über die Schmalspurstrecke der HSA zu ermöglichen, sowie zusätzlich Güter in Schmalspurwagen umgeladen.
Da sich in Hoya ein Flugplatz für eine Abfangstaffel für den Bremer Raum befindet, kommt es hier zu Flugzeugangriffen und Bombenabwürfen, welche auch die Züge betreffen.
Am Ende des Krieges befinden sich Strecken und Fahrzeuge von HEG und HSA durch die ungewohnt hohe Dauerbeanspruchung in einem äußerst mangelhaften Zustand.

07.04.1945    Sprengung der Weserbrücken in Hoya
Trotz des völlig desolaten Zustandes der beiden Strecken von HEG und HSA wird die Eisenbahnbrücke über die Weser in Hoya, gemeinsam mit der Straßenbrücke, am Morgen des 07.04.1945 von deutschen Soldaten gesprengt, um das Vorankommen der alliierten Truppen zu verhindern.

17.10.1947    Wiederinbetriebnahme der Weserbrücke
Die zerstörte Weserbrücke wurde aus Teilen der in der Weser liegenden, alten Brücke neu errichtet und am 17.10.1947 eingeweiht.
Auch die Strecken und der Fahrzeugbestand beider Bahnen können weitestgehend wiederhergestellt werden.

Die im Krieg zerstörte Weserbrücke wird wieder aufgebaut und am 17.10.1947 wiedereröffnet. (Bilder: Archiv VGH)

1950er Jahre    Busse ersetzen den Personenverkehr auf der Schiene
Im Anschluss an den 2. Weltkrieg werden immer mehr Buslinien eingerichtet, mit denen eine neue Konkurrenz für HSA und HEG auftaucht. Wegen der nach dem Krieg immer noch nicht vollständig wiederhergestellten Bahnanlagen, richtet auch die HSA einen eigenen Busbetrieb ein. Während zunächst noch weitaus mehr Reisende per Bahn befördert werden, kehrt sich das Verhältnis nach und nach zugunsten des Bus-Linienverkehrs um.

 

1. Busse ersetzen bei der HSA zunehmend den Personenverkehr auf der Schiene. (Bild: Archiv VGH)
2. Zu den Modernisierungsmaßnahmen gehört auch die Gründung einer eigenen Spedition, der „Hoyaer Spedition GmbH“ im Jahr 1960. (Bild: Archiv VGH)

01.10.1959    Die HSA übernimmt die Betriebsführung – Umbenennung in „Hoya-Syke-Asendorfer Eisenbahn“ (HSAE)
Am 01.10.1959 übernimmt die HSA ihre Betriebsführung selbst. Diese wurde seit 1924 vom nun aufgelösten Landeskleinbahnamt Hannover durchgeführt. Mit der Übernahme der Betriebsführung gibt sich die HSA auch einen leicht geänderten Namen und heißt künftig „Hoya-Syke-Asendorfer Eisenbahn“ (HSAE).
Zuvor hatte es wegen sinkender Einnahmen Überlegungen einer Stillegung der Kleinbahn gegeben, der man nun mit Modernisierungsmaßnahmen entgegenwirkt. Die Maßnahmen haben Erfolg und das Frachtaufkommen steigt wieder an.

06.02.1961    Erste Schritte zur Fusion von HEG und HSAE
Trotz der leichten Erholung durch die Modernisierungsmaßnahmen der HSAE machen den beiden Bahnen nach wie vor die unterschiedlichen Spurweiten und hohe Kosten durch die immer noch getrennte Betriebsführung zu schaffen. Es wird klar, dass dieser Umstand einem Fortbestand beider Unternehmen, HSAE und HEG, zukünftig im Wege stehen könnte.
Nachdem in der Vergangenheit mehrere Anläufe zur Umspurung der schmalspurigen HSAE-Strecke Hoya-Syke gescheitert waren. beschließt der Kreistag am 06.02.1961 die Förderung sowohl eines Zusammenschlusses von HEG und HSAE, als auch einer Umspurung zwischen Hoya und Syke.

01.01.1963    Fusion von HEG und HSAE – die Verkehrsbetriebe Grafschaft Hoya (VGH) entstehen
Am 01.01.1963 fusionieren die Hoyaer Eisenbahn-Gesellschaft und die Hoya-Syke-Asendorfer Eisenbahn zu einer Gesellschaft, den “Verkehrsbetrieben Grafschaft Hoya” (VGH).

Quellen:
Archiv Verkehrsbetriebe Grafschaft Hoya GmbH
– Archiv Deutscher Eisenbahn Verein e.V.
– Ingo Westermann: „Die Geschichte der Hoyaer Eisenbahn-Gesellschaft und der Kleinbahn Hoya-Syke-Asendorf“ Herausgeber: Deutscher Eisenbahn Verein e.V.
– „Die Museums-Eisenbahn – 100 Jahre Kleinbahn Hoya-Syke-Asendorf“ 2. Quartal 2000. Herausgeber: Deutscher Eisenbahn Verein e.V.

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